Loisach im Nebel, © Martin Siepmann/Fotografie Bahnmüller

Loisach

Wichtiger Vernetzungs-Korridor

Der etwa 30 km lange, naturnah geschwungene Unterlauf der Loisach von Penzberg zur Mündung in die Isar bei Wolfratshausen wurde nach der FFH-(Fauna-Flora-Habitat)-Richtlinie der EU von 1992 ins europäische Natura 2000-Schutzgebietsnetzwerk aufgenommen. Die Bedeutung dieses Flussabschnitts als Vernetzungsstruktur ist offensichtlich: Südlich schließt bis zum Kochelsee eine von Filzen gesäumte Loisach-Strecke an, die Teil des Natura 2000-Gebiets „Loisach-Kochelsee-Moore“ ist. An ihrer Mündung fließt die Loisach ins Natura 2000-Gebiet „Oberes Isartal“.
 

Wertvoller Lebensraum trotz vom Mensch gemachter Veränderungen

Die Loisach ist in ihrem unteren Abschnitt auch als Lebensraum für selten gewordene Pflanzen und Tiere sehr wertvoll. Dies trotz der starken Veränderungendes ursprünglichen Flusslebensraums in Form von durchgehenden Uferbefestigungen, lokalen Begradigungen und Durchstichen sowie abschnittsweiser Wasserausleitungen. Einzelne Stauwehre schränken die natürlichen Wanderbewegungen vor allem von Fischen stark ein. Sie unterbrechen auch den Geschiebetransport, der unterhalb des Kochelsees von Natur her nur eingeschränkt vorhanden war. Auch Kies und Geröll aus Nebenbächen und durch Seitenerosion bleibt oberhalb von Stauen liegen. Heute verhindert die Ufersicherung weitgehend die Abtragungs- und Anlandungsdynamik mit Ausbildung von Prall- und Gleitufern, die einst prägend für den Wildflusscharakter der Loisach war. Das Flussbett kann sich nicht mehr verlagern.


Galerieauwald, reich an Alt- und Totholz, Hochwassern ausgesetzt

Trotz alledem sind wichtige auentypische Strukturen und Prozesse noch vorhanden. Große Bedeutung haben neben vereinzelten Altwassern und kleinflächig gehölzfreien Uferböschungen die weitläufig ausgebildeten Galerieauwald-Bänder. Mit ihren eindrucksvollen Altbaumbeständen sind sie auch heute noch den Kräften der Hochwasser ausgesetzt. Diese mobilisieren Totholz, das anderswo angeschwemmt reichhaltige Strukturen etwa für Jungfische bildet.
 

Schutzgüter: Der größte und ein ganz kleiner Fisch und mehr

Für die Einmeldung des Loisach-Unterlaufs ins Natura 2000-Netzwerk war seine trotz Verbauung gegebene alpine Prägung von Bedeutung. Als wichtige Schutzgüter, die in einem günstigen Erhaltungszustand zu bewahren oder wiederherzustellen sind, wurden unter anderen die folgenden Lebensraumtypen genannt, die auch im Geretsrieder Loisach-Abschnitt vorkommen: Alpine Flüsse mit Lavendelweide und als prioritär eingestufte Weichholzauwälder mit Erle, Esche und Silber-Weide. Zudem waren wichtige Vorkommen von Huchen und Koppe ausschlaggebend: Der größte einst in den Alpenflüssen weit verbreitete Fisch, der über lange Strecken zu wandern pflegte, und einer der kleinsten heimischen Fische, ein ans Leben am Flussgrund angepasster schlechter Schwimmer. Beide würden stark profitieren von flussbaulichen Renaturierungsmaßnahmen. Aus dem EU Förderprogramm LIFE-Natur, das speziell für Natura 2000-Gebiete zur Verfügung steht, könnten bis zu 60 % der Kosten für solche Vorhaben zum besseren Schutz und zur Erhaltung dieser Arten und Lebensräume abgerufen werden.